2022 | Michaela Haider | Hausübung

11. - 25. Juni 2022

Hausübung (Deutsch): Substantiv, f | Worttrennung:  Haus·übung | Plural: Haus·übun·gen | Aussprache:   [ˈhaʊ̯sˌʔyːbʊŋ] | Fein gesetzte orthogonal sich schneidende Linien überziehen das Norm-Maß von unzähligen DIN A4 Blättern. Die Abstände variieren und erinnern an analoge Logarithmusraster, die bis zum Aufkommen der digitalen Datenverarbeitung verbreitet waren. Jede Linie ist sauber gesetzt und keine Änderung der Strichbreite festzustellen. Kein Verschleiß des Stiftes ist zu erkennen, keine Korrektur und keine Beschädigung des Zeichengrunds in Form von Knickspuren sind vorhanden. Jeder Strich ist Ausdruck größten handwerklichen Könnens in seiner minimalsten formalen Banalität. Es ist offensichtlich, dass die Arbeit ein Ereignis in der Zeit war und die Zeitdauer des Schaffens erheblich. Raster sind verbildlichter Ausdruck von Normierung, Sortierung und Einteilung. Jeder Ort des Blattes kann präzise festgelegt werden und in etwa mit Schriftzeichen benannt werden. Was auch immer hier eingetragen ist, wurde einer Prüfung, einer Messung und einer Kategorisierung unterzogen. (...) 

Endlich bleibt es bei dem Raster in seiner Möglichkeit.
Endlich bleibt es bei dem Strich, in seiner klaren zeit- und raumlosen Reinheit.

Frank Gassner, Wien, Mai 2022 
 

2022 | Michaela Haider | Hausübung
schliessen Text